Babelsberg Beach

Nun ist es also endlich soweit: der erste Spieltag der neuen Serie steht vor der Tür. Am Sonntag gastiert Carl Zeiss Jena im Karli. Die Jenoter haben einen gravierenden Umbruch hinter sich und einige Leistungsträger des Vorjahres abgegeben (u.a. Muqaj (Kiel), Weinhauer (Aue), Löser (Ulm), Tattermusch (Mordor), El Haija (Nürnberg2), Petermann (Homburg), Gipson (Sandhausen)). Allerdings haben die Thüringer auch einige interessante Neuugänge an die Kernberge locken können (u.a. Fritz (V. Köln), Burmeister (Lafnitz), Lankford (BFC), Weihrauch (Homburg), Eshele (Halle). Dazu kommen erneut talentierte Spieler der eigenen U19, die auf echte Einsatzchancen hoffen dürfen. Im vergangenen Jahr war Jena mit einer famosen Startserie gestartet, im Saisonverlauf relativierte sich die Ergebniskurve. Am Ende belegten die Blau-Gelb-Weißen den fünften Platz.

Eigentlich ist es ganz schön, dass es die Babelsberger Mannschaft gleich mit einem echten Schwergewicht der Liga zu tun bekommt. Die Spiele in der Vorbereitung ließen wenig Rückschlüsse auf das tatsächliche Leistungsvermögen zu. Ein angekündigter Test gegen Bundesligist Augsburg war wohl nur ein Gerücht. Es stellen sich im neuen Kader, auch im Hinblick auf die Baustellen der letzten Runde, eine ganze Reihe von Fragen:
* Können die drei sehr jungen und wenig erfahrenen Torhütern dem Druck standhalten?
* Kann im Saisonverlauf bei Sperren und Verletzungen die zu erwartende Vakanz auf der IV und RV Position geschlossen werden?
* Bringt das defensive Mittelfeld genug Robustheit und Widerstandskraft auf den Platz?
* Gelingt es, das kreative Vakuum im zentralen Offenisvspiel zu füllen?
* Können die beiden Sturmtalente den Abgang von Frahn kompensieren?

Während im Winter noch ein Platz unter den Top 6 ausgerufen wurde, ruderte man in der Sommerpause deutlich zurück. Bemerkenswert waren die Einlassungen des Sportvorstands in der MAZ: Auf die Frage nach den aktuellen Transferentscheidungen führte der ehemalige Internatsspieler aus:

Paul Bachmeyer in der MAZ hat geschrieben:Wir haben auch schon im Winter gesagt: Wir brauchen Spieler, die sich mit der Aufgabe und dem Verein identifizieren. Wille und Geschlossenheit können den Unterschied ausmachen. Deshalb war es für uns extrem wichtig, in den Gesprächen mit den Spielern zu spüren, dass diese Einstellung bei den Spielern da ist.

Die Winterzugänge Bolyki, Maciejewski und Stein sind allesamt weg. Jetzt wird eine Verbesserung der Vorjahresplatzierung (Rang 13) schon als Erfolg dargestellt, obwohl der Etat für die erste Mannschaft kaum merklich reduziert wurde. Vielleicht wurde bei der Budgetplanung schon eine Risikovorsorge für neue Strafzahlungen gebildet.

Ronny Ermel geht jedenfalls mit dem Rucksack der wenig zufrieden stellenden Rückrunde in die neue Spielzeit (13 Spiele (3/3/7), 16:22 Tore, 12 Punkte). Der Vorstand und die sportliche Leitung haben vorgebaut und gleich drei Co-Trainer angestellt. Da kann man im Fall des Falles immerhin auswählen. Anstoß im Karli ist am Sonntag um 14 Uhr.

Ich denke bzw. befürchte, im November wird Ermel beurlaubt und Frahn auf den Cheftrainerposten befördert.

Die reinigende Katharsis wird dann in der Oberliga erfolgen.

Eins zu Vier nach einem sehr deutlichen Null zu Drei zur Halbzeit und einer Anfangsviertelstunde in der Babelsberg die Bälle nur so um die Ohren flogen.

Die Pressekonferenz zum Spiel: https://youtu.be/aPJcJtS8ZkU?t=530. Darf man sich gerne bis zum Ende anhören. Der werden Einige schon nach Spiel 1 sehr dünnhäutig.

Auch mit einigen Tagen Abstand bleiben Fragezeichen zum Auftritt gegen Carl Zeiss Jena. Folgt man den Ausführungen von Ronny Ermel nach dem Spiel, hätte die Partie auch anders laufen können: Der Ausgleich oder die Führung wären möglich gewesen. So richtig überzeugend klang das aber nicht. Sowohl vor Ort als auch in der Kommentierung der Tagespresse sowie bei MDR/Ostsport/RBB war vielmehr die Rede davon, dass Babelsberg an diesem Tage chancenlos gewesen sei und zeitweise sogar vorgeführt wurde.

Interessant bleibt die Tatsache, dass nach dem Spiel vor allem über individuelle Fehler (Gegentore) und mangelnde Chancenverwertung intensiv diskutiert wurde. In der Pressekonfernz wurde die läuferische Einsatzbereitschaft des Teams hinterfragt. Eine Analyse zum Spielsystem und zur Aufstellung bleibt aber auch mit Abstand aus.

Bei allen drei Gegentreffern und weiteren Jenaer Chancen fiel auf, das die taktische Lösung mit Maurice Covic als abkippender Sechser zwischen den Innenverteidigern keinen Vorteil brachte. Vielmehr hatte der erfahrene Mittelfeldspieler nicht das Tempo, um im eins gegen eins zu verteidigen (1:0). Und schon gar nicht war der 1,75 m große Covic körperlich in der Lage, gegen die 1,90 m Kante Esehele zu bestehen (2:0). Das kann aber wohl kaum eine Überraschung gewesen sein. Beim 3:0 hielt sich Covic dann schon zurück und überließ Lessel und Babke die Szene.

Wenn nun wenigstens offensiv etwas gewonnen wäre, könnte man die vorstehenden Mängel vielleicht in Kauf nehmen, doch weder die taktische Formation noch die tatsächliche Spieleröffnung konnte überzeugen. Die durch Covics Abkippen entstehende Dreier-Reihe müssten die Außenverteidiger Büch und Lang nutzen, um in die Tiefe zu starten und Anspielstationen auf außen anzubieten. Häufig wurde aber versucht, durchs Zentrum zu kombinieren, wo man dem Jenoter Pressing quasi in den Fuß spielte. Besonders auffällig war die Entstehung des SVB Treffers durch Wegener. Der eingewechselte Postelt übernahm die RV Position von Lang und lief bis zur Grundlinie durch. Von dort legte er nach Doppelpass mit Werbelow auf Wegener zurück. So wie Postelt in dieser Szene müssten die AV in dem System immer marschieren.

Ernüchternd bleibt, dass man dennoch an dieser offenkundig untauglichen Formation festhielt. Auch nach dem Spiel wurde kein Mangel erkannt. Dies lässt Schlimmes befürchten.